Am heutigen Sonntag wäre 15:10 Uhr eigentlich der Start zum großen Preis von Monte Carlo. Wegen Covid-19 kann der Monaco GP leider ebenso nicht stattfinden, wie die 6 geplanten Grand Prix zuvor. Am 5. Juli, so der Plan, soll es jedoch in Österreich wieder losgehen. Was wenige nicht wissen, die Formel 1 ist börsennotiert. Entscheidet nach dem Beitrag für Euch selbst, ob Ihr die Geschwindigkeit der Königsklasse des Motorsports ins Depot legen wollt.
Das Geschäftsmodell
Die Formel 1 untergliedert sich in diverse Teileigentümer, die Mehrheit besitzt seit 2017 Liberty Media. Der US-amerikanische Konzern hatte für 7 Milliarden US-Dollar die Rechte als Hauptgesellschafter erworben.
Die wichtigste Einnahmequelle für Liberty Media sind die TV-Einnahmen. Damit in dem jeweiligen Land ein TV-Sender exklusiv die Übertragungsrechte erhält, werden unglaubliche Summen ins Leben gerufen. Liberty verfolgt dabei das Ziel möglichst Pay-TV-Anbieter zu bevorzugen, da diese durch ihr Abo Modell am ehesten die hohen Summen aufrufen können. Alternativ bietet die Formel 1 einen eigenen Streamingdienst an. Mit F1 TV kann man sich von überall das gesamte Rennwochenende live ansehen, zudem steht eine Mediathek mit zahlreichen historischen Rennen auf Abruf zur Verfügung. Eine weitere sehr wichtige Einnahmequelle sind die jeweiligen Veranstaltereinnahmen. Damit eine Rennstrecke den Zuschlag für ein F1 Rennen erhält, muss sie als Promoter an die Formel 1 eine Prämie zahlen. Dies hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass historische Rennstrecken in Europa wie bsp. der Nürburgring und San Marino weichen mussten. So gab es planmäßig im vergangenen Jahr den vorerst letzten Deutschland Grand Prix in Hockenheim. Neue Strecken entstehen besonders in den arabischen Öl-Staaten, aber auch in Asien und Nordamerika. Für das Jahr 2020 sah der ursprüngliche Kalender 22 Rennen vor, das wäre Rekord gewesen.
Sponsoren komplettieren den Großteil der Einnahmen. Sie begleiten die Formel 1 eine ganze Saison lang als fixe Begleiter auf den Werbeflächen der Rennstrecken, als grafische Einblendung im TV-Signal und für PR-Events rund um die Rennwochenenden herum. Für das aktuelle Jahr mit an Bord sind Rolex, DHL, Aramco, Pirelli, Emirates und Heineken.
Kleinere Einnahmen werden durch die Antrittsgebühren der Teams, Strafgelder gegenüber Teams und Fahrer, sowie über Merchandise Artikel generiert.
Ein Teil der Einnahmen fließt den Teams zu
In 2019 betrug dieser Geldtopf 1 Milliarde US-Dollar. Der Verteilungsschlüssel ist über das Concorde Agreement geregelt. Die Faktoren der WM Platzierung, Dauer der Zugehörigkeit und individueller Verhandlungswert bestimmen die Höhe des Anteils, der aus den generierten Gesamteinnahmen an das jeweilige Team ausgeschüttet wird. Spitzenreiter dabei ist seit je her das Team Ferrari mit 205 Mio. US-Dollar in 2019. Das Team hat eine historische Sonderstellung, da der Rennstall bereits seit Beginn der F1 ein ständiges Mitglied ist. Der Bonus dafür betrug im Vorjahr 73 Mio. US-Dollar.
Interesse der Teilnehmer
Aktuell treten 10 verschiedene Teams in der Formel 1 an. Darunter 4 Automobilhersteller mit einem eigenen Rennstall. Diesen Luxus erlauben sich Ferrari, Mercedes, McLaren und Renault. Hinzu kommt Honda als reiner Motorenhersteller. Die verbleibenden 6 Teams sind privat geführt, bauen jeweils das Chassis des Autos, beziehen die Motorteile und teilweise weitere Komponenten von den Werksteams. So fahren Red Bull und Schwesterteam Alpha Tauri mit Honda Motoren, Alfa Romeo Sauber (Alfa Romeo ist lediglich Namenssponsor) und Haas mit Ferrari Motoren, Racing Point und Williams mit Mercedes Motoren. McLaren hat nicht die notwendigen Ressourcen für einen eigenen Antriebsstrang und bezieht diesen daher von Renault, ab 2021 aber auch von Mercedes. Die Kundenteams bezahlen den Werksteams für die Motoren jeweils eine festgelegte Summe.
Einnahmen werden durch das beschriebene Concorde Agreement, durch Sponsoren und durch Merchandise Artikel verdient. Darüber hinaus dient die Formel 1 als ideale Werbefläche um Marketing zu betreiben. Daimler hat diesen Wert 2019 versucht zu beziffern und kam dabei auf folgende Rechnung. Das Gesamtbudget vom Mercedes AMG Petronas F1 Team betrug knapp 400 Mio. € pro Jahr. Der Daimler Konzern gab dabei rund 70 Mio. € konzernseitig dazu und bilanzierte diese Ausgaben unter der Sparte R&D. Durch die Einnahmen des Motorenleasings gegenüber Racing Point und Williams kamen 28 Mio. € direkt wieder zurück. Für den Konzern verbleiben gut 40 Mio. € Investitionssumme, während das F1 Team nahezu kostenneutral arbeitet. Allein durch die TV-Übertragungen wird der dadurch generierte Werbewert auf über 3 Milliarden € geschätzt. Seit 2014 hat Mercedes zudem jedes Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen und dabei jegliche Rekorde gebrochen. Der damit verbundene Effekt der Wertsteigerung von Mercedes ist kaum zu messen, aber aufgrund des sportlichen Erfolgs signifikant hoch zu schätzen. Ferrari, Renault, McLaren, Alfa und Red Bull nutzen den gleichen Marketingeffekt um die eigenen Absätze zu steigern.
Auswirkungen durch Covid-19
Die Corona-Krise trifft das Geschäftsmodell der Formel 1 besonders hart. Die Kerneinnahmen der TV-Gelder und Veranstaltungseinnahmen fallen aktuell komplett weg. Bisher wurden alle Rennen komplett gestrichen oder abgesagt. Dadurch entgehen zunächst die Einnahmen der Streckenbetreiber, aber noch gravierender, die TV-Einnahmen sind in Gefahr. Bereits im ersten Quartal sind Liberty Media dadurch 200 Mio. US-Dollar (84 %) an Umsatz weggebrochen. Damit im Laufe des Jahres die wichtigen TV-Gelder fließen müssen mindestens 15 Rennen in einer Saison stattfinden. Für die globale Rennserie ein großes Problem. Aktuell sind in fast allen teilnehmenden Ländern Großveranstaltungen untersagt. Selbst unter Ausschluss der Zuschauer kommen beim F1 Zirkus ca. 1.000 Menschen pro Rennwochenende an Mitarbeitern zusammen. Der Flugverkehr und strenge Einreiserichtlinien mit pauschaler Quarantäne verhindern zudem das Reisen zu den Austragungsorten. Die Aktie hat eine sehr volatile Phase durchgemacht und notiert derzeit bei um die 30 €. Die Aktie wird volatil bleiben. Aktuelle Meldungen wie die Entscheidung von Sebastian Vettel, nicht länger für Ferrari zu fahren, beeinflussten den Kursin Höhe von minus 4,2 %. Interessierte Anleger müssen sich diesen Faktoren bewusst sein, die unvorhersehbar sind.
Hier geht´s zur Aktie: Liberty Media Corp Series -C-
Das bekannteste F1 Team spürt natürlich auch die Auswirkungen. Wie sich Ferrari als Konzern schlägt könnt Ihr hier nachlesen -> Was wird aus Ferrari?
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