Ferrari wird verehrt, geliebt und respektiert. Kaum eine Marke ruft derart viele Emotionen hervor, wie das springende Pferd aus Maranello. Weltweit, besonders im Heimatland Italien, besitzt Ferrari einen Sonderstatus. Die bekannten Formel 1 Wagen werden nicht umsonst als „rote Göttin“ bezeichnet und an einem Rennsontag fiebert das ganze Land mit, weint und feiert je nach Ergebnis. Aktuell steht die Welt praktisch still. Wie kommt das Unternehmen mit den erschwerten Bedingungen der Pandemie zurecht? Der Druck auf die Automobilindustrie ist riesig und Italien befindet sich in einer tiefen Depression. Heute kommt der Ferrari TÜV und beschäftigt sich mit der Frage, was wird aus dem Mythos Ferrari?

Das Geschäftsmodell

Ferrari bietet 3 Säulen an, auf denen die Einnahmen gestützt sind. Darunter ist der Verkauf der Straßensportwagen über die Autohäuser der übliche Vertriebsweg. In 2019 hat man dadurch erstmals über 10.000 Autos verkauft und einen Gesamtumsatz in Höhe von 3,8 Milliarden € erzielen können.

Die Marke Ferrari ist vor allem durch das Formel 1 Engagement historisch beliebt. Als Gründungsmitglied hat das Team bereits 70 Jahre Formel 1 Geschichte. Darunter 15 gewonnene Fahrer WM-Titel und 16 Konstrukteur Weltmeisterschaften, so viel wie kein anderes Team. Durch einen Verteilungsschlüssel, der in dem Concorde Agreement der Formel 1 geregelt ist, wird Ferrari an den Gesamteinnahmen der Rennserie beteiligt. Darunter fallen die Promoter Gebühren, für die Ausrichtung eines Grand Prix, die TV-Gelder, ein leistungsorientiertes Preisgeld für den WM Platz in der Team WM und ein individueller Bonus, welcher bei Ferrari aufgrund der historischen Bedeutung mit Abstand am höchsten ist (73 Mio. US-Dollar). Ferrari stattet zudem 2 Kundenteams mit ihren Motoren aus. Haas und Alfa Romeo Sauber zahlen pro Motor eine Leasingrate in Höhe von ca. 8 Mio. €. Merchandise Einnahmen und Sponsorengelder komplettieren die Einnahmen aus der Formel 1.

Im letzten Jahrzehnt hat Ferrari zudem begonnen den Mythos der Marke zu bereichern, durch Freizeitparks. Die Ferrari World in Abu Dhabi und das Ferrari Land in Spanien entstanden.

Die Pandemie wird erst in Q2 ihre Auswirkungen verdeutlichen

Italien hat die Pandemie sehr hart getroffen. Als erstes europäisches Land verzeichnete man besonders im Norden des Landes eine unkontrollierte Infektionswelle. Der Hauptstandort von Ferrari befindet sich in Maranello, nicht unweit des Epizentrums in Norditalien. Daher musste ab dem 14. März 2020 die Produktion für 7 Wochen ruhen. Das Q1 hat somit nur sehr wenig davon abbekommen. Der Absatz der Sportwagen spiegelt dieses Bild wider. 2.738 Fahrzeuge konnten erfolgreich ausgeliefert werden. Im Vorjahresmonat betrug der Absatz noch 2.610 Straßenfahrzeuge. Damit war Q1 in dieser Hinsicht sogar noch eine Verbesserung für den Konzern.

Der Nettoumsatz fiel um 8 Mio. auf 932 Mio. €. Der Nettogewinn im ersten Quartal betrug 166 statt 180 Millionen Euro. Der Umsatz für ausgelieferte Motoren fiel um 25 Mio. €. Eine geringere Auslieferungsmenge von Straßenmotoren an Maserati und andererseits geringere Einnahmen für die Formel-1-Motoren lähmten das Geschäft. Die Umsätze aus Sponsoreneinnahmen, kommerziellen Rechten und der Marke Ferrari brachen von 128 auf 89 Mio. € ein. Grund hierfür sind die ausgefallenen Rennen des ersten Quartals in Australien und Bahrain. Die zwischenzeitliche Schließung des Ferrari-Museums und der Merchandising-Läden hat das Ergebnis zusätzlich belastet. Das Q1 ist nur moderat von Covid-19 betroffen gewesen. Erst mit den Zahlen aus dem 2. Quartal werden die finanziellen Auswirkungen in den Zahlen ablesbar sein.

 Die Formel 1 wird das Ergebnis am meisten belasten

Wir Deutschen erinnern uns besonders gern an die Jahre von 2000 bis 2004, als Michael Schumacher 5-mal in Folge in Ferrari Diensten Formel 1 Weltmeister wurde. Aber auch Legenden wie Alberto Ascari, Gilles Villeneuve, Niki Lauda und Alain Prost haben Ferrari einen Sonderstatus verliehen. Das aktuelle Jahresbudget wird auf 400 Mio. € geschätzt. Zu viel für die meisten Beobachter, denn seit 2008 hat das italienische Rennteam keinen Titel mehr einfahren können. Die direkten Konkurrenten Mercedes und Red Bull sind mit einem Etat von je 350 Mio. € am Start. Alle 10 Titel des jüngst vergangenen Jahrzehnts gingen an diese beiden Teams (4 Red Bull, 6 Mercedes). Dies in Kombination mit den aktuellen Ereignissen zwingt Ferrari erstmalig zum Umdenken. Plötzlich unterstützt man ein Budgetlimit in der Formel 1, ein Thema welches bereits vor 11 Jahren in der Finanzkrise auf dem Tisch lag, aber seitens der Italiener blockiert wurde. Ab 2021 werden die Ausgaben ohne Motor, Marketing und Fahrergehalt auf 145 Mio. US-Dollar limitiert sein. Ein großer Meilenstein und betriebswirtschaftlich wird der Ferrari Konzern davon profitieren. Für 2020 könnten der Formel 1 insgesamt Einnahmen in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar fehlen. Der Geldtopf wird teilweise an die Teams ausgeschüttet. Finden in diesem Jahr weniger als 15 Rennen statt, so würde auch einem Team wie Ferrari sehr viel Umsatz fehlen. Das Umdenken für die jährlichen Entwicklungsausgaben findet hier seine Ursache. Nächste Woche werde ich das Thema Formel 1 an gleicher Stelle für Euch vertiefen.

Ein toller Arbeitgeber

Ferrari agiert nach dem Motto, gesunde und zufriedene Mitarbeiter gewähren den größtmöglichen Erfolg. Daher werden die Mitarbeiter, inklusive derer Familienangehörigen gratis mit Tests von Ferrari versorgt. Zukünftig will man sogar die komplette Region damit versorgen. Am Eingangsbereich wird Fieber gemessen und es liegt eine schwarze Matte auf dem Boden, über die jeder laufen muss. Sie desinfiziert die Schuhe und soll bereits die Aufmerksamkeit vieler anderer Produzenten auf sich gezogen haben. Türen sind mit Kunststofftastern versehen, die das Öffnen einer Türe ohne das Betätigen der Türklinke ermöglichen. Werden Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet und können nicht nach Hause, weil bsp. ältere Verwandte im Haushalt wohnen, so bietet Ferrari eine eigene Unterkunft an. Der Angestellte darf darin so lange wohnen, bis er keine Gefahr mehr darstellt. Zusätzlich werden Mitarbeiter mit Antikörper aller 4 bis 6 Wochen erneut darauf getestet. Während des Produktionsstopps hat Ferrari zudem seinen Angestellten weiterhin den vollen Lohn gezahlt und dafür keine Gegenleistung erwartet.

Wie geht es jetzt für Ferrari weiter?

Das Unternehmen peilte ursprünglich ein Ergebnis in Höhe von 1,4 Milliarden € für 2020 an. CEO Camilleri senkte die Erwartung auf 600 bis 800 Mio. €. Das Ergebnis würden viele der anderen Automobilhersteller mit Kusshand nehmen. Stehen und fallen wird die Prognose mit der Formel 1. Werden mindestens 15 Rennen gefahren, sind zumindest die TV-Einnahmen sicher. Merchandise und Tourismus werden definitiv einbrechen, die Freizeitparks werden mit geringerer Kapazität anlaufen können. Der Absatz der Sportwagen wird sich ebenfalls zurückziehen, jedoch sind die Ferrari Käufer nicht so stark von der aktuellen Krise belastet, wie Geringverdiener, die plötzlich ohne Job, mit Kurzarbeitergeld oder ohne selbstständige Existenz dastehen. Der Aktienmarkt liebt große Margen und damit auch Ferrari. Die Aktie blieb im Verhältnis zum Gesamtmarkt nahezu unbeeindruckt und notiert aktuell auf Vorkrisenniveau. Ein tolles Unternehmen, welches auf Selfinvesting garantiert nicht zum letzten Mal thematisiert wird.

Nächste Woche, gleiche Uhrzeit, gleiches Medium kommt die Vorstellung der Formel 1 Aktie. Bis dahin!

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Der Ball in der Fußball Bundesliga rollt seit gestern wieder. Schaut daher gern mal beim Beitrag über Borussia Dortmund vorbei -> Die BVB-Aktie