Steigende Kurse während die Corona-Krise noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat und deren Folgen unbekannt sind. Unternehmen setzen ihre Jahresprognose aus, Analysten setzen ihre Kursziele aus, eine Börsenrallye mit verhältnismäßig geringen Transaktionsvolumina, die USA als Epizentrum der Pandemie orientierungs- und führungslos, 1 Jahr bis zu einem verfügbaren Impfstoff. Für mich gibt es zahlreiche Gründe gerade jetzt noch nicht nachzukaufen, obwohl meine Watchlist voll mit wunderbaren Unternehmen ist. Lass uns gerne konkreter werden und schreib mir Deine Meinung zu dem Thema unter diesen Beitrag oder nutz unsere sozialen Kanäle auf Facebook und Instagram.

Für viele Anleger stellt sich gerade die Frage nach dem richtigen Timing zum Nachkaufen von Aktien. Dazu zwei Wahrheiten vorweg. Den perfekten Zeitpunkt, sprich beim Kauf den Tiefpunkt, den wirst Du nicht erwischen. Zum anderen befinden wir uns in einem Bärenmarkt. Junge Anleger, wie auch ich einer bin, kennen aus eigener Erfahrung einzig den Bullenmarkt. Es erfordert daher ein Justieren der bisher gewohnten Investmentphilosophie. Tugenden wie Geduld, Mut und Weitsichtigkeit gewinnen an Bedeutung. Während man in bullischen Zeiten mit Unternehmensanalysen inkl. deren Fundament auf der sicheren Seite war, muss dies im Bärenmarkt nicht immer genügen.

Der Börsencrash der letzten Wochen in der Rückbetrachtung

Ich versuche immer so viel Rückschlüsse wie möglich aus vorhandenen Daten zu ziehen. Der schnellste Börsencrash aller Zeiten liegt vorerst hinter uns, also fassen wir kurz zusammen, was Anleger und Unternehmen schmerzlich durchmachen mussten. Panisch reagierten die Anleger als die Infektionsfälle des neuartigen Coronavirus in Europa drastisch stiegen. Norditalien machte den Anfang und gilt bis heute als eines der am stärksten betroffenen Länder der Welt. Zwischenzeitlich galt Italien sogar als Epizentrum. In Mitten der Skiurlaube zahlreicher Europäer breitete sich das Virus auf die umliegenden Länder aus, auch auf Deutschland. Die Identifizierung der Person 0 war somit unmöglich festzustellen, der Beginn einer unkontrollierbaren Situation. Ab diesem Zeitpunkt war allen Experten klar, es geht jetzt um Schadensbegrenzung. In den Supermärkten begannen die Hamsterkäufe, Klopapier wurde das neue Gold der Deutschen. Die Börsenparkette blieben davon nicht verschont, vom Rekordhoch des DAX in Richtung der 14.000 Punkte Marke krachte der deutsche Leitindex zwischenzeitlich auf unter 8.500 Punkte ab. Den Indizes anderer Nationen erging es nicht anders. Alle Branchen waren vom Abschwung betroffen, sogar Unternehmen, die vermeintlich keine direkten Auswirkungen zu spüren bekommen müssten. Zu den größten Verlierern zählen Reiseveranstalter, der Flugverkehr, die Ölkonzerne und die Automobilbranche. Für die Ölaktien kam erschwerend das Zerwürfnis innerhalb der OPEC hinzu, welches den Druck auf den Ölpreis drastisch verschärfte. Nach mehreren tiefroten Tagen kristallisierten sich jedoch auch erste Profiteure der Krise heraus. Darunter stay at home Player für Videokonferenzen, die aufgrund es Home-Offices vieler Büroangestellter, ein lukratives Geschäftsmodell für den Nachfragemarkt aufweisen. Streamingdienste bekamen ebenfalls Aufwind, da Analysten steigende Abonnentenzahlen vermuten, die aufgrund der strengen Ausgangsbeschränkungen die Online Nachfrage erhöhen. Bisher langweilige Unternehmen, die Schutzausrüstung und Hygienemittel herstellen, erreichten ihre Höchststände, Virenbekämpfungsunternehmen eröffneten den Kampf um den Milliardenimpfstoff. Sichere Häfen vermuteten Anleger in der Anlage von Gold, Nahrungsmittelkonzernen und Pharma Unternehmen. Doch alle Branchen waren von einer noch nie dagewesenen Volatilität heimgesucht. Der VIX Index, welcher die Volatilität des aussagekräftigen S&P 500 widerspiegelt sprang auf einen Wert von über 80 in der Spitze. Normalerweise bewegt er sich in einer Range zwischen 10 und 20. Prognosen, Analysen, Unternehmenszahlen, neue Kooperationen, ja das ist alles super, hat in diesen Tagen aber niemanden interessiert.

Seit 2 Wochen steigende Kurse I Ist jetzt alles wieder gut?

In den letzten 14 Tagen erleben wir eine technische Gegenbewegung, die mehr als normal ist. Nach einem derart drastischen und in der Geschwindigkeit rasanten Crash wird diese Bewegung unter Umständen noch einige Tage anhalten. Hätte man vor 3 Wochen investiert, so hätte man fast überall heute ein fettes grünes Plus im Depot stehen. Glückwunsch an Alle, die den Einstieg gemeistert haben. Viele fragen sich von Euch sicherlich, steigende Kurse, die Steigerung der Fallzahlen sinkt in Europa nach und nach, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen kräftig zu investieren? Diese Frage beantworte ich für mich mit einem klaren Nein. Meine Gründe nenne ich Euch dafür. Die Probleme und Schwierigkeiten des Covid-19 sind nach wie vor da und wir sind noch nicht am Höhepunkt der Pandemie angekommen. Die technische Gegenbewegung hat zu einem allgemeinen Kursniveau geführt, dass im Schnitt etwa 30 % Puffer zu den Höchstständen im Februar aufweist. Die Bewertungen waren damals oft viel zu hoch für die Unternehmen angesetzt, weil wir uns in einem stetigen Bullenmarkt befanden, bei denen die Aussichten weltweit rosig waren. Dieser florierende Zustand ist zumindest für das restliche Jahr verflogen. Die USA hat binnen 2 Wochen über 6 Millionen Arbeitslose, Pleitewellen werden unvermeidlich sein, auch in Deutschland werden die Arbeitslosenzahlen steigen, das Kurzarbeitergeld drückt private Haushalte in finanziell knappe Zeiten, die Lieferketten sind gebrochen, Produktionshallen stehen still, zahlreiche Geschäfte sind geschlossen, all diese Faktoren wird die Nachfrage stark einbrechen lassen und bei den Produzenten wird dies zu einer geringeren Produktion der hergestellten Güter führen, sowie zu Sparmaßnahmen. Die Folge wird eine weltweite Rezession sein. Das BIP in Deutschland wird Analysten zu Folge über 5 % einbüßen in diesem Jahr. Für mich sind diese Umstände ein klares Signal, wir haben es mit einer Bärenmarktrallye zu tun und dürfen als Anleger nicht in die Bärenfalle laufen.

Wie wird es jetzt weitergehen?

In Europa scheinen die strengen Restriktionen zu wirken. Die Steigerung der Fallzahlen hat sich erfreulicherweise nach unten entwickelt. Dennoch kommt der Höhepunkt der Pandemie erst noch auf uns zu. Die Wirtschaft kann den aktuellen Stillstand nicht ewig aufrechterhalten, daher wird im Mai nach und nach ein Exit Plan in Kraft treten, der es erlaubt, kleinen Geschäften wieder zu öffnen, Kinder in Schulen und Kindergärten zu bringen. Der Kontakt zwischen den Menschen wird wieder zunehmen, Angestellte werden ihr Home-Office nach und nach verlassen und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Erneut steigende Fallzahlen werden unvermeidlich sein. Bis dahin wird durch Mundschutzpflicht in öffentlichen Räumen, einer App zum Nachverfolgen der Kontakte Infizierter, und durch das Aufstocken der Krankenhausausstattung eine deutlich bessere Infrastruktur aufgebaut. Eines sollte uns jedoch klar sein, so lange wir keinen Impfstoff verfügbar haben, werden wir mit Einschränkungen leben müssen. Das betrifft Verbraucher und Unternehmen und damit auch die Aktienmärkte. Attraktive Chancen für Neu- oder Nachkäufe werden sich noch genügend bieten. Wie eingangs erwähnt, jetzt heißt es die Tugenden Geduld, Mut und Weitsichtigkeit zu leben!

 

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