Schnell, sportlich und wunderschön – das sind nur 3 Assoziationen die mir bei der Marke Porsche einfallen. Tatsächlich gibt es Aktien mit dem Namen Porsche zum Handeln. Doch stecken dahinter auch die Taycans und 911er? Jaein wäre die kurze Antwort – Grund genug diesen Titel etwas genauer zu beleuchten.
Porsche Holding
2007 von den Erbenfamilien Porsche und Piëch gegründet, ist die Porsche SE eine reine Finanzholding, welche die Mehrheitsbeteiligung an Volkswagen (55,3 %) verwaltet. 2 Jahre später sollte es dadurch sogar zu einer Übernahme Volkswagens kommen, was mittlerweile wieder verworfen ist. Volkswagen hingegen besitzt 100 % von der Porsche AG. Im Vergleich zu Seat, Skoda und Audi ist Porsche die edle Sportwagenmarke, mit der zweitgrößten Marge. Nur Lamborghini übertrifft dies noch als Luxusmarke. Daraus ergeben sich zwei Szenarien, die Anleger wissen müssen.
Wer sich Aktien der Porsche SE kauft, der ist automatisch auch zu 53,3 % am großen Volkswagen Konzern beteiligt, darunter die Marken Skoda, Seat, Lamborghini, MAN, Audi, Bentley, Bugatti, Ducati, Sania, Porsche selbst und auch Moia.
Wer sich Aktien der Volkswagen AG kauft, der ist automatisch auch an den Sportwagen der Porsche AG beteiligt.
Porsche verwaltet nicht nur Volkswagen
Die Finanz Holding verwaltet 6 weitere Investitionen. Darunter zu 100 % an der PTV AG, ein deutsches Software Unternehmen für eine effiziente Straßenlogistik inkl. Verkehrsmanagement. Die 5 weiteren Investments stellen Minderheitsbeteiligungen dar. INRIX ist ein amerikanischer Spezialist für die ortsspezifische V2X Kommunikation, die auf Cloud basiert. Die bereits auf diesem Blog von mir vorgestellte 3D-Druck Technologie ist ebenfalls im Portfolio der Porsche Holding. Repräsentiert wird dies durch Markforged für die Metallverarbeitung. AEVA soll die Grundlage für autonomes Fahren schaffen und bringt die LIDAR-Technologie mit, die über Sensorik das Umfeld im Straßenverkehr lasert. Übrigens, Tesla setzt hierbei als so ziemlich einziger Player auf die Kameratechnik statt LIDAR. Für zukünftige Remote Software Bearbeitungen findet sich Aurora Labs im Portfolio der Deutschen. Es fällt auf, dass jede Beteiligung extrem klug und zukunftsorientiert gewählt wurde. In der Automobilbranche wurde dabei kein einziger Trend verpasst. Oder doch?! Der Bereich Softwareentwicklung und Batterieherstellung fehlt dabei auf den ersten Blick. Jedoch muss man bedenken, dass Volkswagen beides unter deren Ägide gerade aufbaut. Zudem sind weitere Investitionen bei einem Cash Bestand in Höhe von 565 Mio. € nicht auszuschließen.
Bevor wir auf meine Meinung zu der Aktie der Porsche Holding eingehen, hier eine beeindruckende Vorstellung des vollelektrischen Porsche Taycan. Dieses Auto lässt definitiv jeden Verbrenner an der Ampel stehen.
Volkswagen macht sehr viel richtig
Als Herbert Diess vor 3 Jahren den Job als CEO antrat, war Volkswagen schwer angeschlagen. Die Diesel Affäre drückte nicht nur finanziell enorm, auch das Image der Deutschen war angeschlagen. Der Österreicher Diess sah nur einen einzigen Ausweg den Konzern wieder modern und zukunftsorientiert auszurichten. Ausgerechnet Tesla sollte hierbei das große Vorbild sein. Von da an sprach und handelte Diess so zielstrebig und transparent wie niemand sonst bei den etablierten Automobilherstellern in Richtung E-Mobilität, neuen Mobilitätskonzepten und Datengewinnung. Widerstände aus dem Betriebsrat steckte er auch durch taktische Tricks weg und siegte. Softwareprobleme beim ID.3 kosteten Diess schließlich fast den Job. Doch mit einem riesigen Aufwand, höchster Eskalationsebene und extra Ressourcen hat Volkswagen es tatsächlich rechtzeitig geschafft. Insiderpapieren zu Folge gab es pro Tag 2 Meetings auf höchster Managementebene um Herr der Lage zu werden. Mit Erfolg, der ID.3 kam zwar verzögert, dennoch 2020 auf den Markt. Mittlerweile gibt es bereits den ID.4 und in der zweiten Jahreshälfte folgt der ID.5. Dank der modularen MEB-Plattform sind die Elektromodelle beliebig skalierbar. Zudem arbeitet man gerade am Aufbau eigener Kompetenzen im Bereich Software, Chips, Batterien und auch Datenverarbeitung. Das Vorbild Tesla soll damit bereits in 2 Jahren bei den E-Auto-Zulassungen überholt werden, die Abhängigkeit von externen Faktoren sinken.
Quelle: Volkswagen.de/Konfigurator
VW ist kein Start-up
Bei allen guten und wichtigen Änderungen, die der Konzern vollzogen hat und plant, bleibt der große Nachteil ggü. Tesla & Co., dass Volkswagen keine nennenswerten Marktanteile am gesamten Automobilmarkt gewinnen wird. Denn VW hat bereits ein großes Bestandsgeschäft mit den Verbrennern. Es wird schwierig werden jeden Einzelnen in einen ID umzuwandeln, zu innovativ ist dafür der Wettbewerb. Eventuell wird man zukünftig über die Marge etwas ertragreicher werden können. Auf dem Weg dahin stehen noch gewaltige Investitionen bevor. Volkswagen und damit die Porsche SE sind dennoch optimal aufgestellt, die Disruption zu überleben und aktiv mitgestalten zu können.
Performance der Porsche Aktie
In den letzten 10 Jahren konnte die Aktie eine Rendite in Höhe von 79 % erzielen. Ihren Höchststand erreichte die Aktie am 5. April mit 95,87 €. Im abgelaufenen Jahr 2020 erzielte man einen Umsatz in Höhe von 2,75 Mrd. € und 2,62 Mrd. € betrug dabei der Gewinn. Eine Dividendenrendite in Höhe von 3,9 % komplettiert die Aktie.
Ist die Porsche Aktie ein Kauf?
Ich persönlich bin in der Branche aktiv und weiß seit November über die weltweit leeren Lager bei den Halbleiterproduzenten. Die Produktionen namhafter Automobilhersteller laufen in diesem Jahr aufgrund dessen nicht ansatzweise am Maximum. Volkswagen rechnet mit 100.000 Autos weniger in 2021. Kurzfristig wird dieser Engpass zu weiteren Schwierigkeiten führen, langfristig ist der Wandel jedoch intakt und auf einem vorbildlichen Weg. BMW wird neidisch auf die Wolfsburger blicken. Das Gute an der Porsche SE ist, man investiert nicht nur in Volkswagen, sondern in das Geschick der Erbenfamilie Porsche und Piëch. Darunter spannende Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen an jeglichen Technologien, die in Zukunft ein Muss sind. Weitere Investitonen sind aufgrund der hohen Liquidität jederzeit möglich. So wird in letzter Zeit immer mal wieder über eine Übernahme oder größere Beteiligung an der Edelmarke und E-Spezialist Rimac spekuliert, was ein Riesen-Deal wäre. Mit dem Ausbruch der Volkswagen Aktie, ist auch die Porsche Holding entsprechend um 50 % angestiegen. Bewertungstechnisch noch alles in Ordnung, im Vergleich zu Tesla absurd billig. Dennoch, nach so einem Anstieg und dem Aspekt, dass Volkswagen bestens die bisherigen Verbrenner in E-Autos umwandeln kann, ist das keine Wachstumsstory ala Tesla & Co.
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