Laut dem Ölgiganten BP liegt der Peak in der Nachfrage nach Öl bereits hinter uns. Das veröffentlichte der Konzern in der jüngsten Studie, dem BP World Energy Outlook 2020. Mit einem Klick auf die markierte Zeile landet Ihr direkt auf der entsprechenden Seite. Der jährliche Report findet bei verschiedenen Regierungen seit Jahren Beachtung und beeinflusst die Energiepolitik. Mit dem empirischen Studienergebnis 2020 dürfte man vor allem bei den OPEC-Staaten auf Gehör stoßen. Folgend unsere Interpretation der Studie in Verbindung mit globalen Entwicklungen.
Short facts BP
Mit Sitz in Großbritannien erwirtschaftete der Mineralölkonzern im letzten Jahr über 282 Mrd. € Umsatz. Weltweit beschäftigt man über 70.000 Mitarbeiter. CEO ist seit 10 Jahren Bob Dudley. Zu den bekannten Marken gehören Aral, Castrol und Gasolin. Ein großer Skandal fand 2010 im Golf von Mexiko statt, bei denen ein Öltanker explodierte und das Meer und deren Lebewesen vergiftete. Weitere Geschäftsfelder sind Solar- und Windenergie sowie Erdgas.
Ölnachfrage im Sinkflug
Aufgrund der landesweiten Lockdowns brach der Konsum von Öl und damit auch deren Nachfrage komplett ein. Am Tiefpunkt erhielt man Geld, wenn man sich Ölfässer des Typs Barrell gekauft hätte. Mittlerweile haben sich die Ölpreise wieder stabilisiert, was auch an einer Begrenzung der Fördermenge liegt, auf die sich die großen Ölstaaten geeinigt haben. Die Welt ist und wird auch nach der Corona-Krise nicht mehr die Gleiche sein wie zuvor. Zu sehr sind Tech-Unternehmen mit ihren Lösungen expandiert, lassen das Arbeiten von zu Hause aus zu und ermöglichen Home-Schooling. Regierungen investieren massiv in die Digitalisierung. Reisen mit Flugzeit und PKW nehmen dadurch weltweit stark ab.
Alternative Antriebslösungen boomen
Das Jahr 2020 wird auch als Katalysator für alternative Antriebslösungen in Erinnerung bleiben. Wasserstoff wird allein in Deutschland mit 9 Milliarden gefördert. Tatsächlich gab es in einem riesigen Konjunkturpaket eine Förderung für elektrisch betriebene Fahrzeuge, eine Verbrenner wurden komplett ausgenommen. Tesla feiert trotz Corona Rekordzahlen, VW bringt mit dem ID3 den neuen Volksstromer und mit dem ID4 Anfang 2021 ein vollelektrisches Familienauto. BMW und Daimler haben ebenfalls entsprechende Modelle geplant und in China formieren sich BYD und Nio zu neuen Global Playern. Toyota und Hyundai versuchen parallel zu den Hybrid- und Elektrovarianten Wasserstoffautos serienfertig an den Mann zu bringen. Firmen wie Plug Power und Ballard arbeiten zudem daran, Schiffe, Flugzeuge und Züge mit Brennstoffzellen umweltschonend und effizienter auszustatten. Aktienkurse von Unternehmen mit zukunftsfähigen Technologien sind regelrecht explodiert, die Charts der Ölkonzerne sind dagegen komplett eingebrochen, in der Regel mehr als halbiert.
BP zieht die richtigen Schlüsse
Die Prognose der Studie ist deutlich. Bei keinem angenommen Szenario erreicht die Ölnachfrage den Stand von vor der Pandemie. Die dennoch eintretende Erholung wird im best case 2030 einknicken, im mittleren Szenario bereits 2025 und im worst case bereits im nächsten Jahr. BP macht daraus das einzig Kluge, neue Geschäftsfelder erschließen bzw. ausbauen. Wie bereits erwähnt ist man mit Erdgas, Wind und Solar bereits aktiv. Diese Felder möchten die Briten in den nächsten Jahren kräftig ausbauen. Die cash cow Öl soll die entsprechende Grundlage dieser Investitionen darstellen. Ein Konzern wie BP hat auch jederzeit die Möglichkeit innovative Unternehmen aufzukaufen und deren Technologie und Know-how zu übernehmen. Sicherlich werden wir auch diesbezüglich Aktivitäten von den Ölgiganten sehen.
Fazit
Mit Öl lässt sich auch in Zukunft noch viel Geld verdienen. Jedoch muss jedes Unternehmen strategisch wichtige Entscheidungen ergreifen. Die jüngste Studie zeigt, dass die Nachfrage nach Öl in absehbarer Zeit weniger wird. Je eher man darauf Antworten auf das eigene Geschäft findet, desto besser wird man auf die sich anbahnende Situation vorbereitet sein. Öl als fossiler Energieträger sollte für kein Unternehmen dieser Welt das einzige Geschäftsfeld sein. BP hat das erkannt und nimmt die Herausforderung an. Die anderen Mineralölkonzerne haben die gleiche Aufgabe, Ausgang ungewiss.
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